Was ist Seitenstettner Gelb und wie unterscheidet es sich vom Schönbrunner Gelb: Wiener Farben Teil 3
- Eva Kettner-Gössler
- 27. Mai
- 2 Min. Lesezeit

In der österreichischen Architekturgeschichte begegnen einem viele Farbtöne, die mehr sind als reine Gestaltungselemente. Farben wie das bekannte „Otto-Wagner-Grün", oder „Schönbrunner Gelb“. Es existiert aber auch das etwas weniger prominente „Seitenstettner Gelb", welches eine jahrhundertealte Tradition besitzt, die ebenfalls eng mit der Baugeschichte Wiens und Niederösterreichs verbunden ist. In diesem Beitrag widmen wir uns dem Farbton „Seitenstettner Gelb“ – seiner Herkunft, seiner Anwendung und seinem Unterschied zum berühmten „Schönbrunner Gelb“.
Was ist „Seitenstettner Gelb“?
Der Begriff „Seitenstettner Gelb“ leitet sich vom Benediktinerstift Seitenstetten im niederösterreichischen Mostviertel ab. Es handelt sich um eine hellere, pastellartige Variante des klassischen Schönbrunner Gelbs, die dem Zeitgeschmack des Neobarock entspricht. Diese Farbgebung ist typisch für kirchliche und weltliche Gebäude im Mostviertel, wie Pfarrhöfe und Vierkanter, und zeichnet sich durch einen sanften, zurückhaltenden Gelbton aus, der mit weißen Faschen an Fenstern, Simsen und Gebäudeecken kombiniert wird. Haus-Farbe
Was ist „Schönbrunner Gelb“?
Das „Schönbrunner Gelb“, auch bekannt als Habsburgergelb oder Kaisergelb, ist die traditionelle Farbe österreichischer Repräsentationsarchitektur der ausgehenden Barockzeit. Namensgebend ist der Anstrich des Schlosses Schönbrunn in Wien. Die Farbe ist ein erdiges, rötliches Gelb, das durch die Färbung mit dem Pigment Goldocker in Kalk entsteht. Im Laufe der Zeit entwickelte sich dieser Ockerton zum Markenzeichen der k. u. k. Monarchie und wurde auf vielen öffentlichen Gebäuden verwendet. new.orf.at Bundesdenkmalamt Haus-Farbe
Unterschiede zwischen Seitenstettner Gelb und Schönbrunner Gelb
Merkmal | Seitenstettner Gelb | Schönbrunner Gelb |
Herkunft | Stift Seitenstetten, Niederösterreich | Schloss Schönbrunn, Wien |
Farbton | Heller, pastellartiger Gelbton | Erdiges, rötliches Gelb |
Verwendung | Kirchen, Pfarrhöfe, Vierkanter im Mostviertel | Repräsentationsbauten der k. u. k. Monarchie |
Stilistische Epoche | Neobarock | Spätes Barock |
Fazit
Sowohl das Seitenstettner Gelb als auch das Schönbrunner Gelb sind tief in der österreichischen Bau- und Farbtradition verwurzelt. Während das Schönbrunner Gelb die Pracht und den Reichtum der Habsburgerzeit widerspiegelt, steht das Seitenstettner Gelb für eine zurückhaltendere, regionale Interpretation des klassischen Gelbtons. Beide Farben tragen zur einzigartigen Ästhetik österreichischer Architektur bei und sind Ausdruck einer reichen kulturellen Geschichte.