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Welche Wandfarben sind wirklich diffusionsoffen? – Fakten, Unterschiede und Mythen

  • Autorenbild: Eva Kettner-Gössler
    Eva Kettner-Gössler
  • vor 3 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

In der Malerei wird oft von sogenannten "diffusionsoffenen Farben" gesprochen – besonders im Zusammenhang mit gesundem Raumklima, Schimmelprävention und Altbausanierung. Doch welche Farben sind tatsächlich diffusionsoffen? Und was bedeutet das überhaupt? In diesem Beitrag erklären wir, warum Diffusionsfähigkeit für Ihre Innenräume relevant ist, welche Farben sich besonders eignen und weshalb der Begriff „atmende Wand“ fachlich nicht ganz korrekt ist.


Was bedeutet Diffusionsoffenheit überhaupt?

Diffusionsoffenheit beschreibt die Fähigkeit eines Materials, Wasserdampf durchzulassen – ohne dass Feuchtigkeit in Form von Wasser eintritt oder austritt. Anders gesagt: Die Farbe wirkt nicht wie eine Dampf-Barriere, sondern erlaubt, dass Feuchtigkeit aus dem Untergrund oder der Raumluft allmählich durch die Farbschicht entweichen kann. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig in Bereichen, in denen Luftfeuchtigkeit schwankt oder sich leicht ansammelt – etwa in Altbauten, Küchen, Schlafzimmern oder Badezimmern.

Ein Maßstab dafür ist der sogenannte sd-Wert. Je niedriger dieser Wert ist, desto durchlässiger ist die Beschichtung für Wasserdampf. Werte unter 0,1 m gelten als sehr diffusionsoffen – das ist etwa bei Kalk- und Silikatfarben der Fall.


Welche Farben sind tatsächlich diffusionsoffen?


1. Kalkfarben

Kalkfarbe ist eine mineralische, sehr diffusionsoffene Farbe mit einer hohen Alkalität. Sie reguliert die Luftfeuchtigkeit im Raum und wirkt auf natürliche Weise schimmelhemmend. Besonders in Altbauten mit mineralischem Putz oder in Feuchträumen ist sie hervorragend geeignet – vorausgesetzt, der Untergrund ist passend vorbereitet. Mit Kalkfarbe ist es außerdem möglich eine äußerst interessante Technik namens "Lime Wash" zu verwenden. Die Lime Wash-Technik, auch bekannt als Kalkwischtechnik, erfreut sich zunehmender Beliebtheit in der Innenraumgestaltung. Sie verleiht Wänden eine natürliche, matte Oberfläche mit subtilen Farbnuancen und ist zudem diffusionsoffen, was zu einem gesunden Raumklima beiträgt.


Was ist die Lime Wash-Technik?

Lime Wash ist eine traditionelle Maltechnik, bei der Kalkfarbe in mehreren dünnen Schichten aufgetragen wird. Durch die spezielle Anwendung entstehen charakteristische, wolkige Strukturen, die jeder Wand eine einzigartige Optik verleihen. Die Farbe dringt in den Untergrund ein und verbindet sich chemisch mit ihm, wodurch eine atmungsaktive Oberfläche entsteht. OBI.de bauwerkcolour.com


Vorteile der Lime Wash-Technik
  • Diffusionsoffenheit: Die Kalkfarbe lässt Wasserdampf durch, wodurch Feuchtigkeit reguliert und Schimmelbildung vorgebeugt wird.

  • Natürliche Optik: Die Technik erzeugt eine lebendige, matte Oberfläche mit sanften Farbverläufen.

  • Umweltfreundlich: Lime Wash besteht aus natürlichen Materialien wie Kalk und Wasser und ist frei von schädlichen Chemikalien.

  • Antibakterielle Eigenschaften: Der hohe pH-Wert des Kalks wirkt antibakteriell und antifungal.


Anwendung der Lime Wash-Technik

Die Anwendung erfordert etwas Übung, aber mit den richtigen Werkzeugen und Techniken lässt sich ein beeindruckendes Ergebnis erzielen. Wichtig ist, die Farbe in kreuzenden Bewegungen aufzutragen und dabei nass-in-nass zu arbeiten, um weiche Übergänge zu schaffen. OBI.de


Die Lime Wash-Technik bietet eine hervorragende Möglichkeit, Innenräume auf natürliche und ästhetisch ansprechende Weise zu gestalten. Sie kombiniert funktionale Vorteile wie Diffusionsoffenheit mit einer einzigartigen Optik, die jedem Raum Charakter verleiht.




2. Silikatfarben

Silikatfarben (auch Wasserglasfarben genannt) binden sich chemisch mit mineralischen Untergründen. Auch sie sind sehr diffusionsoffen und dauerhaft beständig. Silikatfarben eignen sich sowohl für innen als auch außen, sind allerdings nur auf geeigneten Untergründen wie Kalkputz, Zementputz oder Beton anwendbar.


3. Dispersionssilikatfarben

Diese Farben kombinieren die Vorteile von Silikat mit einer besseren Verarbeitbarkeit. Sie sind weniger alkalisch, dadurch verträglicher mit sensiblen Untergründen, und behalten dennoch eine gute Wasserdampfdurchlässigkeit.


4. Leimfarben

Weniger verbreitet, aber traditionell in Altbauten genutzt, sind Leimfarben. Auch sie sind sehr diffusionsoffen, aber nicht besonders abriebfest oder feuchtigkeitsbeständig – daher nur eingeschränkt einsetzbar.


5. Dispersionsfarben (klassisch)

Normale Dispersionsfarben, wie sie oft im Baumarkt erhältlich sind, sind in der Regel nicht besonders diffusionsoffen – insbesondere, wenn sie mehrere Male aufgetragen oder zusätzlich waschbeständig sind. Je nach Zusammensetzung können sie die Feuchtigkeitsregulierung der Wand eher behindern.


Warum "atmende Wände" eigentlich nicht atmen

Im Zusammenhang mit diffusionsoffenen Farben wird oft gesagt, dass eine Wand "atmen" kann. Dieser Begriff ist umgangssprachlich weit verbreitet – aber technisch nicht korrekt. Denn: Wände haben keine Lunge, sie betreiben keinen Gasaustausch wie ein Lebewesen. Was tatsächlich gemeint ist, ist die Dampfdiffusion, also die langsame Abgabe oder Aufnahme von Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf. Der Begriff "atmend" klingt zwar eingängig, führt aber leicht zu Missverständnissen, etwa dass eine Wand Luft filtert oder Sauerstoff austauscht – was nicht der Fall ist.


Für gesundes Raumklima besser auf den sd-Wert achten

Wenn Sie Wert auf eine gute Feuchtigkeitsregulierung legen – etwa in Altbauten oder Schlafzimmern – sollten Sie Farben mit hoher Wasserdampfdurchlässigkeit bevorzugen. Vor allem Kalk- und Silikatfarben bieten hier viele Vorteile, auch im Hinblick auf Schimmelprävention und Raumgesundheit. Dispersionsfarben hingegen sind oft dichter und weniger geeignet für feuchteanfällige Wände.


Als Malerfirma in Wien beraten wir Sie gerne zur Auswahl der richtigen Farbe für Ihre Wohnsituation – ob im Altbau oder Neubau, im Innenbereich oder auf der Fassade. Wir setzen auf langlebige Materialien, transparente Beratung und saubere Ausführung.

 
 
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